03.06.2020
Vor drei Wochen zog ein kleine Barsoi-Bub zu unserem Reinhard. Reinhard hat schon viele Jahre Barsois von der Windhundhilfe und seine Berichte sind immer wieder ein Traum.
Wir wünschen Dir und Keoni alles Liebe!
„Sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber es war so viel los in den letzten Wochen, dass ich nicht wirklich Zeit gefunden habe, eine schöne Mail zu schreiben - Du weißt ja, ich bin einfach nicht fähig, 2-Zeiler zu verfassen.
3 Wochen sind jetzt vorbei und mein Riesenbaby ist einfach nur zum Knuddeln.
Ich hatte mir ja im Vorfeld Gedanken über die Namensgebung gemacht; ich hatte ein paar schöne, erhabene Ideen hierfür, letztendlich bin ich dann doch zu dem Schluss gekommen, ich sollte mir den Buben erstmal in natura anschauen und auf mich wirken lassen, dann fällt mir schon was Passendes ein ... war eine gute Entscheidung.
Erhabene Namen sind bei dem Knallkopf einfach völlig fehl am Platz: er ist einfach nur ein Riesenbaby - den Kopf voller Flausen und Unfug, teilweise noch ziemlich unsicher oder ängstlich in unterschiedlichen Situationen oder mit anderen Hunden ... deshalb sein Rufname: Keoni - ist hawaiianisch und bedeutet "der Sanfte" ... passt absolut genial.
Der anfängliche "special effect" bzgl. "ich kann nicht beim Gassigehen pinkeln" hat sich noch am selben Tag erledigt - das liebe ich so an Hunden: Sie sind halt schlau. Ich bin also wie geplant am Tag nach der ersten (feuchten) Nacht wirklich im 2-Stunden-Rhythmus mit dem Knallkopf rausgegangen ... und siehe da - beim 3. Anlauf "läuft" die Sache; allerdings merkt man, dass er offensichtlich zu viel Gesellschaft von Mädels hatte, denn er pinkelt auch so - er geht hinten in die Knie und lässt es laufen, was allerdings bei jedem 2. Anlauf dazu führt, dass er sich volle Kanne auf die Vorderbeine pinkelt - und nicht nur so ein paar Tropfen: VOLLSTRAHL.
... ich und Odin haben schon versucht zu demonstrieren, wie das auch "sauber" von Statten geht, allein der Erfolg blieb bis heute aus ... und Nein, hiervon gibt es keine Bilder und frag bitte nicht, was die Umwelt davon gehalten hat ...
Der Respekt vor Odin hat sich innerhalb der ersten 3 Tage komplett gelegt; jetzt ist es sein guter Kumpel und es ist echt lustig, wie er anfängt, sich Diverses von Odin abzuschauen - der Oberlacher des Jahres: Odin als Vorbild - der Spezialist, der selber nur Unfug im Kopf hat; da wurde sprichwörtlich der Bock zum Gärtner gemacht - auf jeden Fall wird es mit den Beiden nie langweilig.
Die ersten beiden Wochen ist Keoni immer noch mit Schwanz runter und Rückzug in Deckung gegangen, wenn ihn ein anderer Hund angepflaumt hat - Superanblick: Agro-Chihuahua vertreibt Barsoi ... und am anderen Leinenende der keifende Killer-Odin ... und ich mal wieder mittendrinnen.
Keoni ist ein unheimlich lieber und friedlicher Zeitgenosse; er mag per se erstmal alle Menschen und alle Hunde.
Menschen werden auch hemmungslos angeschmust - Besucher bei mir zu Hause werden freudig umarmt (im wahrsten Sinn des Wortes) und noch mehr angelächelt (schaut dabei aus wie ein Piraniha) ... unbedarften Zeitgenossen der Spezies homo sapiens flößt das gelegentlich etwas "Unbehagen" ein, da er den Leuten doch wörtlich "auf Augenhöhe" begegnet und seine Daumenkrallen durchaus eine gewisse "Tiefe" im Abdruck hinterlassen ... aber wie sagt man bei uns in Bayern: A Guada hälts aus.
Seit etwa einer Woche darf er auch schon ohne Leine auf entsprechenden Wegen und Wiesen laufen - und er kommt sogar auf Zuruf zurück ... wenn er der Meinung ist, dass das jetzt angebracht ist - wir arbeiten daran und es wird tatsächlich von Tag zu Tag deutlich besser; zudem wer braucht schon einen Hund, der aufs Wort folgt - ist schließlich kein Schäferhund.
Spaß bei Seite, er arbeitet wirklich gut mit, ist gelehrig und insofern deutlich leichter zu erziehen, als alle meine bisherigen "Härtefälle", da er zum einen eine gute Menschenbindung hat und in seinem Leben offensichtlich nicht wirklich Schlimmes erlebt hat - zur Abwechslung mal ein quasi "unbeschriebenes Blatt".
Draussen haben wir in paar Hundekumpels, mit denen er für sein Leben gerne rennt und spielt (Video liegt bei); der Schwarze ist ein Galgomix und ist der gleiche Clown wie Keoni – zwischendrin flitzt auch Odin mal mit ... es ist einfach immer wieder aufs Neue unheimlich schön zu sehen, wenn es den Buben gut geht und sie einfach rumtollen können.
3 Tage nach Keoni's Einzug hatte wir eine Woche lang mit Durchfall zu kämpfen - keine Ahnung warum, aber ich gehe ganz stark davon aus, dass sich die Buben (ja, es hat beide erwischt), wo auch immer, einen Darminfekt eingehandelt haben - selbst mich hat es einen Tag erwischt, aber so gehört es sich ja für ein liebendes Herrchen: man teilt alles mit seinen Kindern.
Nach einer Woche Schonkost und seeeeeeeehr vielen Spaziergängen - und extrem kurzen Nächten - haben wir das ausgestanden und jetzt haben alle Hinterlassenschaften wieder die gewünschte Konsistenz.
Wenn die Jungs mal alleine bleiben müssen, verhalten sich beide vorbildlich und ruhig - mit einer kleinen Ausnahme:
Auf einem Bild siehst Du die Überreste meiner Computermaus und der Fernbedienung, welche ich auf dem Couchtisch hab liegen gelassen ... und offensichtlich hab Keoni diese Unordnung dermaßen gestört und mich auf eine sehr dezente Art darauf hingewiesen, dass ich in Zukunft solches Wohnungsinventar doch bitte nicht so provokativ vor seiner Nase liegen lassen zu habe - Botschaft kam an, bin ja auch noch lernfähig.
Wenn ich nach Hause komme, beginnt ein gewisser Dominoeffekt, welcher sich in einem akkustischen Steigerungslauf manifestiert:
Odin hört als erster, dass ich komme und fängt daraufhin leise an zu winseln; daraufhin steigt Keoni in den Chor mit ein, allerdings nicht mit Winseln sondern mit freudigem Singen in einem erhabenen fortissimo ... diese "Überschallung" wiederum kann Odin nicht auf sich sitzen lassen und verändert daraufhin seine Tonlage nebst Lautstärke, sodass mir nach spätestens 5 Sekunden ein Chor entgegen schmettert, als hätte ich den gesamten Schwarzmeer-Chor der Russischen Flotte in meiner Wohnung ... eigentlich finde ich das schon einen angebrachten Empfang.
Am Lech und gleichfalls im Wasser waren wir auch schon; nach zaghaften Anfängen, wobei er doch eher seine Fesseln zart benetzt hat - und die verpinkelten Füße entduftet - geht er jetzt auch komplett rein; nur das mit dem Schwimmen ist so nicht wirklich sein Ding, wobei ich den Verdacht habe, dass das auch rassebedingt ist. Alle meine Barsois sahen beim Schwimmen eher nach einer ertrinkenden Elchkuh aus, als ein elegant durch die Fluten gleitender Hund ... ist überraschenderweise doch kein Neufundländer.
Das war so in etwa das Kurz-Update von den ersten gemeinsamen Wochen, wobei ich sicher die Hälfte vergessen habe – zu viele Eindrücke für mein altes Hirn.
Im Anhang schicke ich Dir einige Bilder mit und in der nächsten Mail das Video von den Buben.
Beim Video siehst Du den mit der Leine im Maul rumlaufenden Keoni, die beiden Schwarzen gehören einer Freundin, der Graue gegen Ende im Bild ist mein Odin ... und das langbeinige, stets kurzbehoste Dürre ist meine Wenigkeit.
Jetzt wünsche ich Dir alles Liebe, viel Spass beim Lesen und hoffentlich etwas Schmunzeln
Bis bald,
die 3 Langbeinigen vom Lech“