Deerhound-Rüde: FERDI

Deerhound-Rüde: FERDI

08.05.2019

"Endlich habe ich die Kraft dir zu schreiben.... am 8. Mai hat mein größter Schatz, meine Seele, mein ein und alles, Ferdi, seine letzte Reise angetreten. es ist so unfassbar schmerzhaft .... er fehlt in jeder Minute, es ist fast nicht zu ertragen. ich danke euch für die Chance einige wunderschöne Jahre mit diesem sensiblen und treuen Wesen verbracht haben zu dürfen. er war das allergrößte Geschenk ❤️. traurige Grüße, Alex"
Lieben Dank liebe Alex für alles!

 

23.03.2014

Klartext.

Seit mehr als zehn Jahren versuchen wir, "einfach" nur den Hunden, die in unsere Obhut gegeben werden, zu helfen. Ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, das optimale Zuhause zu finden, gleich welche Art von Vergangenheit sie haben, welche Geschichte dahinter steht. Aus Rücksicht auf Vorbesitzer undoder Züchter verwenden wir andere Namen, nur für die Homepage. So fühlt sich niemand auf den Schlips getreten. Die Vergangenheit des jeweiligen Hundes wird haarklein dem Interessenten berichtet. Es wird weder beschönigt noch weggelassen oder gar verschleiert. Offentheit ist und war immer unser größtes Bestreben, denn nur wer alles von seinem Hund weiß, kann ihn auch verstehen.
Dass wir nun die wahre Story von Ferdi berichten, liegt u.a. auch daran, dass uns die halbe Deerhoundwelt angeschrieben oder angerufen hat, um uns vor diesem "Killer" zu warnen, den Rat zu geben, einschläfern wäre das Allerbeste oder um uns wüst zu beschimpfen, wir seien veranwortungslos, so ein "Monster" auf die Allgemeinheit loszulassen, sprich dieses noch vermitteln zu wollen. Die Züchterin wurde ebenfalls beschimpft und es hatte sich die Meinung festgesetzt, sie würde ausschließlich solche "Killerdeers" züchten und das gehöre doch verboten.

Aus unserer Sicht allerhöchste Zeit für die wahre Geschichte von Ferdi.

Beim ersten Besitzer fiel er im Alter von knapp zwei Jahren über den Whippet her, mit dem er aufgewachsen war. Er mußte gehen.
Beim zweiten Besitzer tötete er den Dackel des Nachbarn, Ferdi wurde anschliessend drei Monate zu einer Hundetrainerin gegeben. Man holte ihn wieder ab, Ferdi fiel dann im Urlaub über einen fremden Hund her, der am Fahrrad seines Frauchen mitlief und verletzte ihn schwer.
Ferdi kam dann Anfang Februar zu uns.

Auf den ersten Blick ein sehr unruhiger, nervöser Kerl, der "komische" Augen hatte. Den Blick konnten wir nicht beschreiben... teilnahmslos... verunsichert... verstossen... nichts mehr erwartend von der Welt... wir wussten nicht, was in Ferdi vorging und wir waren natürlich aufgrund der Berichte sehr vorsichtig, Ferdi lebte ja bei uns im Rudel. Er konnte sich, wie alle, frei bewegegen, aber wir hatten ihn die ersten Tage immer im Auge.
Er beobachtete das Rudel, wir beobachteten ihn. Er lernte, hier geschieht mir nichts. Er fasste Vertrauen in uns. Die ersten drei Tage tat er nichts außer schlafen. Dann taute er auf. Er lief niemals mit hoch erhobener Rute oder Haaren herum, er knurrte nie, er zeigte null Chefallüren, er ging nicht steif, er war völlig locker, gelassen, gutmütig. Einer unserer Hunde stalkte ihn, mit Blicken, wenn wir das sahen, gabs verbal eins drauf (natürlich auf den Stalker) und derjenige lies das Ferdi-Angaffen bleiben. Nach zwei Wochen bei der Abendrunde durch den Garten stalkte wohl der Stalker erneut - wir sahen es ja nicht - und Ferdi packte ihn sich. Der Stalker lag unter Ferdi und schrie um sein Leben, wir rannten raus und packten Ferdi beseite, schnappten den Stalker und schauten im Haus nach Bißwunden.
Es waren keine da, nicht mal ein kleiner Kratzer. Es war nur ein Ordnungsgong von Ferdi: LASS MICH IN RUHE.
Wäre Ferdi der besagte "Killer" wäre von dem Stalker (alt, klapprig, klein) nichts mehr übrig gewesen, obwohl wir nicht mal 20 Sekunden brauchten, um ihn vor Ferdi zu retten.

Ferdi fing an zu spielen. Wir ein Wilder raste er bevorzugt Abends durch den Garten mit den anderen, Quietschis liebte er über Alles. Er hütete sein gelbes Quietschehundchen und trug es auch abends mit ins Schlafzimmer, um sich auf das Ding draufzulegen. Morgens schlief er bis zum Frühstück, sein Essen inhallierte er und ging dann vorbei an allen anderen, die noch mit ihrem Futter beschäftigt waren, hoch in den ersten Stock, um noch eine halbe Stunde zu schlafen. Erst dann ging er zum ersten Mal raus in den Garten.
Wir hatten bisher noch NIE einen Deerhound, der an den vollen Näpfen der anderen vorbeiging.

Ferdi ist ein sehr sensibler Schmusebär. Punkt.

Wir wissen bis heute nicht, was in seinem vorherigen Leben geschah. Vielleicht wurde Ferdi von dem Whippet, mit dem er aufwuchs, fortlaufend drangsaliert. Wir wissen ja, wie die Whippets hausmeisterig sein können... und irgendwann platzte Ferdi der Kragen und er wehrte sich. Wie es zu dem toten Dackel kommen konnte - keine Ahnung. Es ist leider Fakt, dass er den Dackel auf dem Gewissen hat.
Wir dachten, vielleicht schätzen wir Ferdi anders ein... bei uns benehmen sich die Hunde ja oft völlig anders als vorher...
Wir versuchten trotz allem, für Ferdis Vermittlung die äußerste Vorsicht walten zu lassen.
Und dann kam Alexandra. Und alles war klar.
Ferdi brauchte jemand, der ihn "einfach so" leben lässt, Hund sein lässt. Keinen Befehlsempfänger aus ihm macht, keine überzogenen Anforderungen an ihn stellt. Ein Deerhound ist ein stolzes, eigenständig denkendes Wesen, hochsensibel und wundervoll.
Wir sind stolz, dass wir Ferdi gehen lassen konnten - und wir wissen, dass er für den Rest seines Lebens ausgesorgt hat.

So. Das war also die Geschichte von dem "Killerdeerhound".
Irgendwie war er immer nur bei den falschen Menschen.
Es liegt SO VIEL am Mensch.

Ferdis Augen sind übrigens auch anders geworden. Er kann einem in die Augen schauen, fröhlich, unbekümmert, offen.
Alles, alles Liebe für Ferdi und Alexandra inkl. Familie und Rudel!
Fotos aus dem neuen Zuhause stellen wir morgen ein.

19.02.2014
Seit Samstag ist der dreijährige Ferdi bei uns.
Sein bisheriges Leben verlief etwas "holprig" aber es liegt am Mensch, wie sich ein Hund verhält. Als er kam, lief er einen halben Tag die Treppe ins OG hoch und wieder runter, probierte alle möglichen Sitz- und Liegegelegenheiten durch, hüpfte ständig in den Garten und wieder rein und erkor ein kleines Quietschi zu seinem Lieblingsspielzeug. Nachts schläft er im Schlafzimmer in seinem großen Kissen und rührt sich nicht. Er schnarcht nicht, er grummelt nicht, er gewöhnt sich langsam daran, einfach mal fünf gerade sein zu lassen, Hund sein zu dürfen, niemand will was von ihm, abschalten, Seele baumeln lassen. Punkt. Mehr können und wollen wir nicht sagen ausser vielleicht: Ferdi ist ein Hund für erfahrene Hundemenschen mit Herz und Verstand.

 

 

 

 

 




Ferdi am Tag seines Auszugs, frisch getrimmt und frohgemut.


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